Stirbt der sprachliche Duktus langsam aus? Klingen wir bald alle gleich?

Branding & Markenaufbau Wenn die Sprache glatt wird und wir es kaum merken. KI-Modelle schreiben heute erstaunlich flüssig. Doch zwischen allen beeindruckenden Fähigkeiten fällt etwas anderes auf fast schon irritierend deutlich: Sie klingen ähnlich. Zu ähnlich. Was passiert, wenn wir so oft KI-Texte lesen, dass wir irgendwann vergessen, wie überraschend Sprache eigentlich sein kann?    Wenn wir uns an Formulierungen gewöhnen, die immer plausibel, aber selten berührend sind? Und wenn die KI damit beginnt, unseren eigenen Wortschatz zu polieren – so lange, bis er rund, glatt und austauschbar wirkt. KI scheint uns schreibtüchtiger zu machen und … gleichzeitig wortärmer. Der Preis der Effizienz durch KI-Tools heißt Sprachverlust. Eine kurze Definition: Der sprachliche Duktus Der sprachliche Duktus beschreibt die Grundbewegung, den Fluss und die Charakteristik einer Sprache oder eines Textes. Es ist die Art und Weise, wie etwas gesagt wird – unabhängig davon, was gesagt wird. Man könnte sagen:Der Duktus ist der Ton in der Sprache, der Grundzug der Formulierung, das typische Muster eines Textflusses. Dazu gehören zum Beispiel: Satzlänge und -rhythmus Wortwahl (konkret vs. abstrakt, alltäglich vs. gehoben) Sprachtempo (ruhig, verdichtet, kraftvoll, nüchtern) melodische oder kantige Satzführung Wiederholungsstrukturen wie stark Bilder oder Metaphern genutzt werden wie direkt, indirekt oder reflektierend ein Text klingt Manchmal erkennt man den Duktus einer Person oder Marke, bevor man den Namen liest – weil die sprachliche Handschrift so eindeutig ist. Beispielhafte Unterschiede im Duktus: „Kurz. Präzise. Direkt.“→ knapper, harter Duktus „Die Worte legen sich wie ein feiner Schleier über die Beobachtung.“→ poetisch, weich, bildhaft „Wir nähern uns dieser Frage in drei Schritten.“→ sachlich, strukturiert, analytisch Der Duktus ist somit ein sprachliches Muster, das Wiedererkennbarkeit schafft.Und genau dieser Punkt ist in Ihrem Thema so spannend:Wenn KI-Modelle zunehmend ähnliche Muster verwenden, entsteht ein kollektiver Duktus, der unsere individuelle Sprachbewegung beeinflussen kann. Gut merken – da werden wir in Zukunft wohl weniger von hören. KI-Modelle schreiben heute erstaunlich flüssig. Doch zwischen allen beeindruckenden Fähigkeiten fällt etwas anderes auf – fast schon irritierend deutlich:Sie klingen ähnlich. Zu ähnlich. Satzbau, Rhythmus, Wortwahl: Eine Art „Standardstil“, der freundlich, korrekt und effizient wirkt – aber selten überraschend. Eine Sprache, die versucht, niemanden zu verlieren, und dabei manchmal vergisst, jemanden wirklich zu erreichen. Viele aktuelle Analysen zeigen:Der Wortschatz der Modelle ist breiter als unserer – aber ihr aktiver Stil ist enger.Sie greifen bevorzugt auf häufige, risikoarme Formulierungen zurück.Kurz: Sie schreiben, was funktioniert – nicht, was aufhorchen lässt. Und das ist der Punkt, der uns alle betrifft. Was das für unseren eigenen Wortschatz bedeutet Wir lesen heute mehr KI-Texte als wir glauben: Produkttexte, Support-Antworten, Social-Media-Posts, Reels-Skripte, Kommentare, automatisierte Nachrichten.Und unser Gehirn – pragmatisch wie es ist – übernimmt Muster, die es häufig konsumiert. Die wichtigsten Hinweise aus aktuellen Studien und sprachwissenschaftlichen Beobachtungen: Wortschatz reduziert sich messbar, wenn Menschen überwiegend standardisierte Texte konsumieren.Es ist das gleiche Prinzip wie bei Social-Media-Slang unter Jugendlichen: Häufige Wörter verdrängen seltene. Überraschungsmomente verschwinden.KI bevorzugt wahrscheinliche Formulierungen. Unerwartete Wendungen – das, was Literatur, Essays oder starke Markenstimmen ausmacht – tauchen seltener auf. Kreative Satzarchitektur geht zurück.Viele Modelle produzieren mittellange, klar strukturierte Sätze.Gut lesbar.Aber eben auch: vorhersehbar. Sprachrhythmus glättet sich.Es entsteht ein „Einheitsfluss“ – korrekt, freundlich, ohne Ecken. Das Entscheidende ist aber etwas anderes: Wir reden viel darüber, KI-Inhalte zu kennzeichnen. Aber kaum darüber, dass wir uns sprachlich bereits an sie gewöhnen. Und genau hier beginnt das eigentliche Risiko. Die eigentliche Frage: Wenn wir uns an KI-Sprache gewöhnen, was passiert mit uns? Wir diskutieren über Kennzeichnungspflichten.Wir diskutieren über Bildmanipulation.Wir diskutieren darüber, dass Jugendliche durch TikTok und Instagram weniger komplex sprechen. Aber wir übersehen etwas: Was passiert, wenn ganze Gesellschaften beginnen, in standardisierten Satzmustern zu denken,weil sie tagtäglich darauf trainiert werden? Nicht durch Verbote.Nicht durch Vorschriften.Sondern durch schleichende Gewöhnung. Sprache formt Wahrnehmung.Sie prägt Gedanken.Sie schafft Welten, bevor wir sie begreifen. Wenn unsere Sprache schmaler wird, werden es langfristig auch die Räume, in denen wir denken. Was hilft? Bewusstsein. Mehr nicht, aber auch nicht weniger. Ich plädiere nicht für Alarmismus.Und auch nicht für „KI-freie Zonen“. Sondern für Bewusstheit. Bewusst schreiben. Bewusst variieren. Bewusst lesen – auch jenseits von Social-Media-Formatlogik. Bewusst eigene Worte pflegen. Es ist kein Kampf gegen Technologie.Es ist ein Schutz für das, was uns als Menschen ausmacht:Unsere unverwechselbare Art, Bedeutung in Sprache zu verwandeln. Wir sollten einen Weg finden, unseren sprachlichen Duktus zu definieren, zu pflegen und – mit Unterstützung von KI – zu erhalten. KI macht Sprache effizienter.Aber Effizienz ist nicht automatisch Tiefe. Wenn wir weiterhin wirkungsvoll kommunizieren wollen – als Menschen, Marken, Unternehmen – dann sollten wir nicht zulassen, dass sprachliche Vielfalt zur Randnotiz wird. Vielleicht beginnt alles mit einer kleinen Frage:Wie klingt meine Stimme, wenn ich sie nicht von der KI ausleihen lasse? Die eigentliche Frage: Wenn wir uns an KI-Sprache gewöhnen – was passiert mit uns? Die eigentliche Frage: Wenn wir uns an KI-Sprache gewöhnen – was passiert mit uns? Du hast Fragen oder Anregungen? Instagram Linkedin Ich freue mich über Deine Nachricht: